„Mann, was die schon wieder erzählt“ – Vorurteile im Job

„Mann, was die schon wieder erzählt“ – Vorurteile im Job

Monika ist Ingenieurin bei einem renommierten Automobilhersteller. Sie hat ein Konzept für den Antrieb eines neuen SUV-Modells entwickelt; und sitzt nun als einzige Frau zwischen einem Dutzend Männern im Meetingraum. Eine Konstellation, die ihr die Luft abschneidet. Ihre Kollegen überhören zum einen ihre Argumente, zum anderen unterbrechen sie Monika, wie es ihnen gerade passt. Sie verdeutlichen ihr das Ziel des Projekts – obwohl sie eigentlich viel besser Bescheid weiß. Sie fühlt sich wie ein kleines Schulmädchen, brodelt gleichzeitig wie ein ausgewachsener Vulkan.

 

Monika ist kein Einzelfall. Laut einer aktuellen Studie der Personalberatung SThree wurden 60 Prozent der Frauen schon einmal wegen ihres Geschlechts im Job benachteiligt. Immerhin 34 Prozent der Männer wurden diskriminiert (https://www.onetoone.de/artikel/db/602565sh.html). Für das Phänomen, dass Männer Frauen ungefragt die Welt erklären, gibt es sogar einen Begriff: Mansplaining. Häufig sind weibliche Führungskräfte betroffen und schweigen aus Hilflosigkeit.

 

Gerne ordnen wir (bisweilen unbewusst) Geschlechter bestimmten Branchen zu und umgekehrt. Während etwa der Automobilsektor, die Informatik oder der Fußball als Männerdomänen gelten, seien Frauen in Feldern, die mit Schönheit, Pflege oder Erziehung zu tun haben, hervorragend aufgehoben. Wie ist das bei Ihnen – ist Ihre Branche weiblich oder männlich konnotiert? Wie dem auch sei: Achten Sie darauf, nicht in die Vorurteilsfalle zu tappen und Ihrem Kollegen oder Ihrer Kollegin durch ständiges Über-die-Schulter-schauen, Kritisieren und Vorträge halten die Lust am Job zu verhageln.

 

Halten Sie sich folgenden Denkfehler vor Augen: Wenn sich die entsprechende Person gegen Widerstände und geringe Erwartungen in einer „geschlechterfremden“ Branche durchgesetzt hat, verfügt sie wahrscheinlich erst recht über ein Höchstmaß an Kompetenz – denn sie musste ihr Wissen überdurchschnittlich häufig und nachdrücklich unter Beweis stellen; hinzu kommt nicht selten eine ausgeprägte Leidenschaft für das jeweilige Themengebiet.

 

Übrigens: Nicht nur unnötige Belehrungen vergiften das Klima. Auch das Gegenteil kann zu atmosphärischen Irritationen führen – nämlich die Tendenz, zur Kollegin außerordentlich nett zu sein, übertrieben zu betonen, dass sie dies und das ja selbstverständlich könnte – bis hin zu gut gemeintem „Im-Stich-lassen“, um nicht als Besserwisser oder Traditionalist abgestempelt zu werden. Streben Sie also eine Balance an, Sie haben es in erster Linie mit einem Menschen zu tun, dann mit einem Mann oder einer Frau. Mit der Zeit und persönlichem Kontakt erhalten Sie – etwa durch an Sie gerichtete Fragen und Wünsche – ein immer objektiveres Bild, was den richtigen Umgang ausmacht.