Ha… Ha… Hallo, wer ist da? Telefonate im Job angstfrei meistern

Ha… Ha… Hallo, wer ist da? Telefonate im Job angstfrei meistern

Plötzlich klingelt das Telefon. Zwei Wochen lang stand der Apparat nur da. Völlig reglos. Wie ein kultiges Dekorationselement aus den 90ern. Dirk hatte die chronische Stille in Sicherheit gewogen.

 

Er ist seit kurzem Lektor bei einem Fachmagazin. Aus gutem Grund entschied er sich für das Prüfen und Korrigieren – und nicht für das Sprechen. In seinem Büro sitzt er vor einer Redakteurin, die bis zur Chefetage für ihre geschliffenen (gesprochenen) Worte berühmt ist. Er weiß, dass sie jetzt mit mindestens einem Ohr lauschen wird. Abnehmen oder nicht? Was soll ich sagen? Was, wenn mir der Anrufer eine unangenehme Frage stellt? Dirk schwitzt. Sekunde um Sekunde vergeht. Bis das flehende Gerät verstummt.

In der Haut von Dirk stecken mehr Menschen, als wir vermuten. Hauptsächlich junge. Denn laut einer Studie des Medienpädagogische Forschungsverbunds Südwest leidet fast jeder fünfte Jugendliche unter „Telefonphobie“. Auf der einen Seite ist das verständlich – unvermittelt mit einer Person in Kontakt zu treten, die Wünsche oder sogar Forderungen an uns richtet, stellt uns auf die Probe. Auf der anderen Seite würde uns ein bisschen Übung guttun: Ein Großteil der Kommunikation findet mittlerweile digital statt, sodass wir das Sprechen zusehends „verlernen“ – dabei wird nur versiert, wer sich konfrontiert.

Was hilft, wenn ich zitternd vor dem schrillenden Hörer kauere? Routinen geben Orientierung. Zunächst sollten Sie wissen, wie Sie sich vorstellen. Manchmal gibt es dafür Regeln im Unternehmen. Erst Firma, dann Name? Oder andersherum? Die Kollegen klären Sie gerne darüber auf. Apropos: Unter dem Deckmantel der Anrede lässt sich ein Satz zur eigentlichen Besorgnis unauffällig unterbringen: „Ich habe ja immer ein wenig Respekt vor geschäftlichen Telefonaten.“ Niemand wird Ihnen für diese Bemerkung böse sein. Gleichzeitig nimmt sie Druck von Ihnen. Neben der Begrüßung können Sie weitere Standard-Formulierungen einsetzen, etwa: „Das weiß ich gerade nicht, aber ich finde es heraus und rufe Sie dann zurück!“ Legen Sie sich eine Handvoll dieser „Anker“ zurecht.

Stellen Sie sich vor, dass Sie mit einem guten Freund reden – das entspannt. Zudem ist es sinnvoll, wenn Sie sich nach jeder Ausführung des Anrufers einen Wimpernschlag Zeit nehmen, bevor Sie etwas erwidern. Atmen Sie ruhig, nicht zu flach und zu schnell – zu viel Sauerstoff im Blut erzeugt Angst. Wenn Sie lächeln, bevor Sie abheben, schenken Sie sich Glücksgefühle – Gegenspieler der Stresshormone. Ist die Panik vor dem Telefonieren extrem belastend und hält sich hartnäckig, lohnt sich eine Psychotherapie. Doch ansonsten gilt: nur Mut – und volles Wort voraus.