„Sag ich´s oder nicht?“ – unangenehme Fragen souverän meistern

„Sag ich´s oder nicht?“ – unangenehme Fragen souverän meistern

Sie konnten einen spannenden neuen Job in einer PR-Agentur ergattern und freuen sich auf Ihren ersten Arbeitstag.

Sie haben Ihr Studium zwar abgebrochen, aber der Chef wusste Ihre unheimlich gewinnende Art im Vorstellungsgespräch zu schätzen. Im Büro heißt man Sie mit strahlenden Gesichtern willkommen. Plötzlich nimmt Sie die neugierige Susanne aus dem Controlling zur Seite und will wissen, ob Sie Ihren Master auch mit einer Eins abgeschlossen hätten. Von einer Sekunde auf die nächste ergießt sich ein Kanister Stress in Ihrem Kopf. Die vorwitzige Frage umklammert Ihre Glieder, sodass Sie kaum in der Lage sind, auch nur irgendetwas zu tun. „Was soll ich bloß antworten?“ „Soll ich ehrlich sein und riskieren, dass man mich für unqualifiziert hält? Oder sollte ich lieber den schönen Schein wahren?“

Unangenehme Fragen begegnen einem regelmäßig, beispielsweise beim Daten, wenn das Gegenüber die Anzahl der bisherigen Partner oder die verstrichene Zeit seit der letzten Beziehung erfahren will, aber auch im Job, wenn Kollegen Karrierestationen „abfragen“, etwa Abschlüsse oder Referenzen. Zunächst gilt: Sie sind niemandem eine Rechenschaft schuldig; schon gar nicht beim ersten Kennenlernen. Mit Sätzen wie „Versteh mich nicht falsch, aber das ist mir gerade ein wenig zu persönlich“ oder „Das ist eine längere Geschichte (alternativ: Das ist alles ein bisschen komplizierter); erzähle ich dir ein anderes Mal“, garniert mit einem Schmunzeln, können Sie SOS-Situationen abfedern.

Vorsicht Falle: Oft schreiben wir Menschen aufgrund völlig irrelevanter Merkmale zu, vertrauenswürdig zu sein. Ein attraktives Gesicht fördert etwa die Zugewandtheit. Und auch der Name einer Person entscheidet mit, genauer gesagt: dessen Komplexität. Einer Studie der Victoria Universität in Wellington zufolge, stufen wir Menschen, deren Name leicht auszusprechen ist, als seriöser und glaubwürdiger ein (https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0088671). Lassen Sie sich also nicht blenden, sondern wägen Sie ab.

Mit der Zeit, die man jemanden kennt, mit den Fehlern und Schwächen, die er selbst einräumt, wachsen Einschätzungsvermögen, Vertrauen und Beziehungstiefe – die Persönlichkeit wird zusehends wichtiger als einzelne Infos, die man über sie erhält. Bestenfalls vermittelt man sich gegenseitig durch Worte und Taten „ein gutes Gefühl“, sodass Schritt für Schritt ein offeneres Klima entsteht. Fällt es Ihnen trotzdem noch etwas schwer, über eine pikante Angelegenheit zu reden, tun Sie das mit der größtmöglichen Ruhe, Selbstverständlichkeit und schlüssig begründet – diese Art und Weise überträgt sich auf Ihren Gesprächspartner.